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Langtaufers, Juli 1893
„Eröffnung der Weisskugelhütte im Langtaufererthal“

Nach Vorfeiern am 10. Juli in Imst und Landeck, wo die Burg in bengalischen Feuern leuchtete und auf dem Gärbersteg ein "Hoch" nebst riesigem Edelweißtransparent erglänzte, wurde die Festgesellschaft der DuOeAV-Sektion Frankfurt a. M mit Ihrem Präsidenten Dr. Theodor Petersen am 11. Juli mit Pöllerschüssen in Prutz zu einem Frühstück empfangen.

„Kanonendonner ertönte wieder von den hohen Felswänden beim Finstermünzpass und programmmässig wurde im Gasthofe Hochfinstermünz eingetroffen , dessen Besitzer, Herr J. Geiger, für ein auserlesenes Mittagsmahl Sorge getragen hatte, zu dessen Verschönerung die wohlgeschulte Ortsmusik von Pfunds entsprechend beitrug. In der Post zu Nauders wurde der Kaffee eingenommen und dann bis zur Nachtstation Graun gefahren, wo die Festgäste, mit Musik und Flaggenschmuck wieder bestens empfangen, in den drei Gasthäusern, zur „Traube", zum „Adler" und zum „Lamm ", Quartier bereitfanden."

Am folgenden Morgen ziehen die Festteilnehmer früh durch das Langtauferer Tal. "Um 10 Uhr war die aus etwa 60 Personen bestehende Gesellschaft, von weithin schallenden Böllerschüssen empfangen, vor der mit Fahnen und mit Alpenblumen geschmückten Hütte vereinigt. Von aussichtsreicher Felsplatte vor deren Eingang eröffnete Herr Dr. Petersen die Bergfeier mit einem Willkommgruss, skizzierte in kurzen Umrissen die Entstehung des von Praxmarer, dem bewährten Wirthschafter des Gepatschhauses, geleiteten Baues, dankte der Thalgemeinde Langtaufers für deren thatkräftige Unterstützung und schloss mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser von Österreich, welches, von den Festgenossen begeistert aufgenommen, laut von den Bergen und Gletschern wiederhallte [Sic.l] Herr Dr. H. Gabl aus Landeck erwiderte, nachdem derselbe auf die thatkräftige Unterstützung, welche den Bewohnern dieses Thales, sowie der benachbarten Thäler von Frankfurt a. M. zu Theil geworden. Hingewiesen, mit einem freudig aufgenommenen Hoch auf den deutschen Kaiser. Nach vollzogener Einweihung des Hauses durch Herrn Curaten J. Prieth von Langtaufers, erstattete derselbe namens der Thalbewohner den Dank für die Erbauung der neuen alpInen Hochwarte an die Section Frankfurt a. M. und endete mit einem Hoch auf den Präsidenten Herrn Dr. Petersen. Auch der Bauführer Praxmarer

dankte Im Namen der zahlreich versammelten Führer der Section Frankfurt, worauf der Cassierer, Herr R. Mack, noch von einem Glückwunschschreiben des Herrn Dr. med. A. Poensgen, Vorsitzenden der SectionDüsseldorf, Kenntniss gab, welches mit vielen anderen schriftlichen Beglückwünschungen und Telegrammen vom Centralausschuss, von Sectionen, Mitgliedern und Freunden, zur Hütteneröffnung eingelaufen war. Herr Dr Petersen empfahl endlich die neue Hütte der Fürsorge und dem Schutze der Langtauferer und erklärte dieselbe für eröffnet. Alsbald entwickelte sich in und vor der Hütte ein sehr reges Treiben, das Frühstück und der rothe Tiroler mundeten vortrefflich, und der von der Frankfurter Section gespendete Schaumwein konnte nur dazu beitragen, die Stimmung noch animierter zu gestalten. Rundgesang und Toaste wechselten in heiterster Weise. Die Weisskugelhütte, 2504 m, liegt, vor Lawinen geschützt, auf einem Hügel der rechten Thalseite, jedoch so hoch über dem Langtaufererferner, dass man diesen in seiner ganzen Ausdehnung bis zum Langtaufererjoch und der Nagelwand übersehen kann. Ueber dem Hüttenplatze thront die Weissseespitze, während sich am anderen Ufer des Gletschers die eisumpanzerte Weisskugel von ihrer schönsten und imponierendsten Seite darbietet. Die Eintheilung der aus Holz erbauten Hütte ist ähnlich wie die der etwas kleineren Rauhenkopfhütte: Eintrittsraum, zugleich Führerzimmer. mit Kochheerd, durch den der Thonofen im anstossenden behaglichen Touristenzimmer mit erwärmt wird, ferner ein grösseres und ein kleineres Schlafzimmer, ersteres mit Matratzenlager für 5-6 Personen, letzteres mit 2 Matratzenbetten; alle diese Räume sind sauber ausgetäfelt; der geräumige Bodenraum bietet Heulager für 15-18 Personen,

speziell für die Führer dar. Köstliches Quellwasser sprudelt dicht bei der Hütte direkt aus dem Fels hervor. Der Zugang zur Hütte soll im nächsten Frühsommer derart hergerichtet werden, dass ein bequemer Fusssteig über die Malager Schafalpe, von wo eine Verbindung zum Weissseejochwege abzweigen wird, direkt zur Hütte führt. Die neue Hütte ist nur 4 Stunden von der Poststrasse der Malser-Heide entfernt. Wenn einmal die Eisenbahnverbindung zwischen dem Vintschgau und Oberinnthal, die hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt, verwirklicht ist, dann wird die Hütte den westlichen Zugang zum Herzen der Oetzthaler Gebirgsgruppe noch viel besser vermitteln, wie schon jetzt.
("Mitteilungen" des DuOeAV; Nr 24, Berlin 31.-Dezember 1893, S 291 f.)


 


Wie war es dazu gekommen?

15. Juni 1891
Mit einigem Hin und Her, das Baumaterial war bereits mit Schlitten bis zur Melageralm transportiert worden, zerschlugen sich am 15. Juni 1891 die Pläne des österr. Touristenklubs Wien eine Hütte am Langtauferer Ferner zu errichten. Seltsam wie aktuell manchmal Geschichte ist.

Was war passiert:
01. Juli 1888 (Mitteilungen des DuÖAV, Nr. 13): „Weißkugel-Hütte. Der Österreichische Touristenklub baut im oberen Langtauferertal eine Schutzhütte, die hauptsächlich die Ersteigung der Weißkugel erleichtern soll.“

29. März 1890 (Der Burggräfler): „Die Sektion Düsseldorf am Rhein des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins beabsichtigt, am Langtauferer Gletscher eine Unterkunftshütte behufs leichterer Besteigung der Weißkugel zu erbauen. Der Österreichische Touristenklub in Wien scheint sein diesbezügliches Projekt in neuester Zeit wieder fallen gelassen zu haben.“

14. März 1891 (Der Burggräfler): „Langtaufers 6. März. […] Das Material zum Baue des Turisten- und Unterkunfthauses am Langtaufererferner liegt zum größten Theile in Graun und harrt auf einen Niederschlag in Form von Schnee, um nach Langtaufers weiter geliefert werden zu können.“

29. März 1891 (Der Burggräfler): „Langtaufers 4. April 1891. […] Das in Graun zum Großen Theil aufgestapelt gewesene Baumaterial zur Touristenklubhütte am Langtaufererferner wurde, Dank dem in letzter Zeit gefallenen Schnee, von dem Baumeister Schöpf bis zum obersten Gehöft in Melag in Langtaufers hinaufbefördert, wo es nun auf mildere Witterung, die den vielen Schnee verringern soll, wartet, um weiter per Schlitten bis zur Melagalm hinauf befördert werden zu können. Von dort bis hin zu dem gut 2 Stunden entfernten Bauplatz der Hütte sollen die Sachen getragen werden.“

20. Juni 1891 (Der Burggräfler): „Langtaufers, 15. Juni. […] Mit dem Bau der Unterkunftshütte vom Langtauferer [Gletscher] von Seiten des österreichischen Touristenklub in Wien soll es, wie neuestens bestimmt verlautet, wieder nichts sein. Jetzt soll die Sektion Frankfurt a.M. des D. und Oe. Alpenvereins, der das Gepatschhaus und die Rauhekopfhütte im Kaunserthal und die Taschachhütte im Pitzthale gehört, hier zu bauen gedenken und deswegen die Wiener um den gekauften Platz u.s.w. angegangen haben. Die Wiener sollen diesem Ansuchen gegen dem nachgegeben, dass die Frankfurter – deren Vertreter Dr. Christomannos – mit dem von den Wienern bestellten Baumeister Schöpf aus Graun, der das Holz, Böden usw. bereits bis zur Melagalm in Langtaufers hinaufgeliefert hat, abkommen. Man ist hier etwas misstrauisch gegen die Wiener und befürchten manche eine 2. Ausgabe des Ortlerdenkmals, das für manche tragisch endete.“


Gletscherleben

Gletschervorstoß des Langtauferer Ferners im April 1818:
[] = Anmerkungen/Kürzungen

23. April 1818 „Der Bothe von Thyrol“ Nr.33

„Der Ferner im Thale Langtaufers [Langtaufererferner] liefert nach seiner dermahligen Ausdehnung eine starke halbe Stunde [vermutlich per Kutsche/ Pferd] vom Ort Graun das Schauspiel eines großen und erhabenen Naturereignisses; dieser Ferner ist eine Fortsetzung des Oetztaler Ferners, und hat sich nun in dem Zeitraum von drei Jahren von der Höhe durch ein enges stark abhangendes Thal herabgesenket, die fast eine Stunde in der Länge betragende Alpenweide verschlungen und seine in Tausend kolosalen Säulen Pyramiden gruppirte mehr als 100 Schuh hohe ungeheure Eismasse liegt nun in einer so tiefen Region, daß noch weit ober ihrer am Gebirge die schönsten Bäume wachsen. Aus dem Fuß dieses Ferners fließt ununterbrochen der Karlinbach in einer bedeutenden Stärke, der Lauf derselben wurde nie gehemmt, so wie bei diesem Ferner außer dem Lärm des öftern Abbrechens und Zusammenstürzens der Eissäulen, und außer den durch die bei jeden Ferner sich gleich bildenden Klüften entstehenden Krachen, sonst kein außergewöhnliches Getöse bemerkt wurde. So nahe sich dessen Eismassen der bewohnten Gegend bereits angestellt hat, so erregt er dennoch selbst bei den nächsten Bewohnern in Malog nicht die minderste Besorgnis von Gefahr, und wenn sie einige hegen, so ist es blos für die zunächst dem Ferner gelegene Alpe. Für den übrigen Theil des Thales Langtaufers und um so weniger für die äußere Gegend bei Graun ist von diesem Ferner keine Gefahr gedenkbar […]. Vielmehr ist zu erwarten, daß die gelinde Temperatur selben auch bald wieder zum Zurückweichen bringen werde.“ Verschiedene Quellen berichten, dass der Gletscher damals bis etwa 30 Meter oberhalb der Melager Alm auf rund 2000 Metern Meereshöhe vorgestoßen sei.
Bild: Auschnitt einer Alpenvereinskarte aus den 1860er Jahren